Die Lübecker Stadtbibliothek gehört zu den ältesten Bibliotheken Deutschlands. 1622 wurde sie gegründet - also vor genau 400 Jahren.
Der Scharbausaal der Lübecker Stadtbibilothek sieht ein bisschen aus wie eine kleine Ausgabe von Hogwarts. Mehrere Meter hohe Bücherregale aus Holz, mit aufwendigen Schnitzereien verziert, stehen an den Wänden des Gewölbesaals. In den Regalen: Schwere und vor allem alte theologische Bücher. In diesem Raum ist die Lübecker Stadtbibliothek 1622 gegründet worden.
Die erste Benutzungsordnung von damals ist noch vorhanden. "Ohne Einwilligung des Bibliothekars soll es niemanden erlaubt sein, ein Buch zur häuslichen Benutzung wegzuschleppen", heißt es dort etwa. "Das hat sich bis heute nicht geändert", sagt Bibliotheksleiter Gerald Schleiwies lachend.
Die meisten Bücher dürfen heute natürlich "weggeschleppt" werden. Aber es gibt Ausnahmen: Der riesige Vogelatlas "Birds of America" von John James Audubon beispielsweise - ein Nachdruck aus der DDR, knapp einen Meter hoch und 60 Zentimeter breit.
"Den gibt es ganz häufig auch in normaler Größe zu kaufen. In Originalgröße braucht es wirklich Kraft, um den zu bewegen", erklärt Schleiwies.
Einige Etagen tiefer - im Keller der Lübecker Stadtbibliothek - lagern die echten Schätze hinter verschlossener Tür und klimatisiert. Hier darf im Normalfall auch niemand rein. "Nachdem wir vorhin schon das größte Buch der Bibliothek gesehen haben, ist dies hier nun das kleinste", sagt Angela Buske, die stellvertretende Leiterin, und hält ein kleines, lateinisches Gebetbuch in die Höhe. Viele der Handschriften in den Regalen sind noch älter als die Stadtbibliothek selbst. Und zum Teil extrem wertvoll.
Bibliothekschef Gerald Schleiwies holt aus einem der Regale ein dickes schweres Buch mit Holzdeckel: das Rudimentum Novitorum. "Das Werk enthält die älteste gedruckte Weltkarte sowie die älteste Stadtansicht von Lübeck", erklärt Angela Buske. Eine Stadtansicht ohne Holstentor. Denn 1475 - als das Buch entstand - da war es noch nicht gebaut.
Aber nicht nur die alten dicken Wälzer stehen in der Stadtbibliothek - auch ganz neue Literatur. Pia Koschmann arbeitet in der Kinder- und Jugendbibliothek und ist damit am Puls der Zeit. "Wir haben ganz viele Jugendliche, die mit TikTok-Rezensionen ankommen und fragen, ob wir das da haben", sagt Koschmann. Die Sozialen Medien hätten mittlerweile einen riesigen Einfluss darauf, was Kinder und Jugendliche lesen wollen.
Und obwohl E-Books, Computerspiele und Hörbücher einen immer größeren Stellenwert im Verleih einnehmen: Pia Koschmann ist überzeugt davon, dass Kinder und Jugendliche auch weiterhin in die Lübecker Stadtbibliothek kommen, um sich Bücher auszuleihen. "Das ist einfach das Gefühl und der Geruch eines Buches, der einfach ein anderes Feeling vermittelt als ein Tablet". Ob es Tablets in 400 Jahren noch gibt: fraglich. Bücher aber ganz sicher - vielleicht ja dann auch noch zum Ausleihen in der Lübecker Stadtbibliothek.
Am 17. September feiert die Stadtbibliothek ein großes Bibliotheksfest zu ihrem 400-jährigen Bestehen.
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